DIE ENTWICKLUNG DER ZEIDLEREI

 
 
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Mesolithische Höhlenmalerei in den Cuevas de la Araña in Spanien und
die Umzeichnung. Dies ist eine der frühesten bekannten Darstellungen der Erbeutung von Honigwaben. Es zeigt eine Honigsammlerin bei der Entnahme von Waben wilder Bienen aus einem Loch in einer Felswand. 
Die Archäologen datieren die Entstehung der Felsmalerei zwischen 10.000 und 6.000 vor Chr. 

Seit der Steinzeit hat der Mensch sich den Honig der wilden Bienen angeeignet. Aus der gelegentlichen Honigsuche entwickelte sich der hoch angesehene Beruf des Zeidlers. Bereits im Jahr 748 belegt eine Urkunde die Waldbienenzucht, die als Zeidlerei bezeichnet wird. Die Zeidler erhielten Lehnen von den damaligen Waldbesitzern, also vom Adel und den Klöstern. 

 

 

Die Zeidler waren die ersten Berufsimker

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/ZEIDLEREI/Zeidlerei 01.pngSie schlugen in alte aber gesunde und starke Bäume in etwa sechs Meter Höhe mit dem Zeidelbeil künstliche Höhlen ein und verschlossen diese mit einem passenden Brett, in das ein Flugloch eingebracht war. Damit schufen sie den wild zufliegenden Bienenschwärmen eine Behausung.

Dabei achteten die Zeidler darauf, dass die Beuten wind- geschützt sowie nach Osten und Süden ausgerichtet waren. Unterholz, Heide und Beerensträucher, Pfützen und kleine Teiche fanden sich bevorzugt in der näheren Umgebung. Zumeist zogen die Schwärme von selbst ein oder es wurde nachgeholfen, indem die Beute oder das Flugbrett mit Melissenkraut und frischem Wachs eingerieben wurde. Der Baum selbst wurde entwipfelt, um ihn vor Windwurf zu schützen, die Äste unterhalb der eingeschlagenen Beute entfernt, um Bären, Marder und andere Räuber fern zu halten. Auf diese Weise bewirtschafteten Zeidler- gesellschaften bis zu 7000 Bienenstöcke.

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/ZEIDLEREI/Zeidlerei 02.pngVon den Völkern erntete der Zeidler Honig und Wachs. Bis in das 10. Jahrhundert war Honig das einzige Süßmittel und Wachs für Kerzen deckte den riesigen Bedarf der Klöster. Ein Teil der gesam- melten Vorräte wurde den Bienen unter Anwendung von Rauch entnommen. Das so genannte Honigbrechen (die ganzen Waben wurden heraus gebrochen) fand einmalig im zeitigen Frühjahr oder Herbst statt. 

Die Zunft der Zeidler hatte entsprechend großes Ansehen und besaß viele Privilegien wie das Recht, im Wald Bienen zu halten, die Sicherung ihrer Beuten (Baum mit geschlagener Höhle), das Tragen von Waffen, Zollfreiheit, eine eigene Gerichtsbarkeit uvm. Auf den Diebstahl von Bienen und Honig standen hohe Strafen (bis hin zur Todesstrafe). Auch für die Bienen reichblühende Bäume wie die Linde standen unter besonderem Schutz und das Fällen wurde schwer bestraft. 

 

Die Blütezeit der Zeidlerei neigte sich im 16. Jahrhundert ihrem Ende zu und Ende des 19. Jahrhunderts war die Waldbienenwirtschaft weitgehend aus Europa verschwunden. An ihre Stelle trat die intensive Forstwirtschaft mit Kahlschlägen und Einheitsaufforstung, um den steigenden Holzbe- darf zu decken. Die Zeidlerbäume behinderten dabei den Waldschlag und die Zeidler wurden nur noch geduldet. Neue Forstordnungen untersagten die Zeidlerei mit dem Argument, dass ihre baumschädliche Nutzung mit der Entfaltung einer eigentlichen Forstwirtschaft nicht mehr vereinbar sei. Zunehmend wurde der Wald nur noch als Erzeugungsstätte für Holz gesehen, als reiner Nutzwald . Zeitgleich verlor mit dem Anbau von billigem Rübenzucker und der Einfuhr von Rohrzucker aus Übersee Honig als Süßmittel seinen großen Stellenwert.

Die traditionelle Technik der Zeidlerei hat in Shulg- an-Tash Zapovednik, einem russischen Naturschutzgebiet im südlichen Ural überlebt und wurde von dort vor kurzem wieder nach Polen gebracht. Dort werden inzwischen 20 Bienenvölker erfolgreich in Zeidlerbeuten von Imkern betreut.

Heute gibt es im Bemühen um eine ökologisch verantwortungsvolle Imkerei auch Projekte in der Schweiz und in Deutschland, die das Potenzial der Zeidlerei durch ihre Wiedereinführung nutzen wollen.

Der Bienenschutzgarten setzt sich für die Wiederansiedlung der Carnica Biene und der Schwarzen Biene in heimischen Wäldern und die Neubelebung der Zeidlerei in Österreich ein

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