RÜCKKEHR ZUR NATÜRLICHEN SELEKTION

 
 
Die Zeidlerei bietet die Chance für die schrittweise Rückkehr zu einer natürlichen Selektion.
 

Seit über 30 Millionen Jahren leben die Bienen in harmonischer Koexistenz mit dem Ökosystem unserer Erde. Durch ihre große Anpassungsfähigkeit an oft heftige klimatische Veränderungen haben sie den Fortbestand ihrer Art gesichert. Seit kaum hundert Jahren ist der Imker an die Stelle der natürlichen Evolution getreten und intensiviert die Honigwirtschaft vor allem durch die Züchtung von sanften und produktiven Hochleistungsbienen. Die große Anpassungsfähigkeit der Bienen an sich ständig ändernde Umwelt-Bedingungen (Klimererwärmung), an neue Parasiten und Krankheitskeime geht dabei verloren. 

Auch in Österreich ist die Imkerei fast ausschließlich auf maximalen Honigertrag ausgerichtet und sichert diesen durch unzählige widernatürliche Eingriffe in das Bienenvolk.

Das konsequente Verhindern des Schwärmens und der künstliche Aufbau von Bienenvölkern verhindern die natürliche Selektion und fördert die Verbreitung von Parasiten und Krankheiten (durch Ablegerbildung werden mit der Brut Parasiten, Viren, Sporen und Bakterien vom Muttervolk auf das Jungvolk übertragen).

Mit dem weltweiten Versenden und Handeln von Bienenvölkern und Zuchtköniginnen, Ablegern und Kunstschwärmen verbreiten sich fremde Parasiten und Krankheiten innerhalb kürzester Zeit. Auch die Varroamilbe wurde in den 80er Jahren aus Asien nach Östereich eingeschleppt. Aktuell bedrohen der kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) und eine ebenfalls aus Asien eingeführte Wespe (Velutina nigrithorax) bereits Bienenpolulationen in den Ländern Südeuropas und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich nach Österreich verbreiten. 

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Velutina nigrithorax                                             Aethina tumida 

Heute sind die Bienenvölker in Europa, USA und vielen weiteren Staaten nicht mehr ohne medikamentöse Behandlung überlebensfähig. 30 Jahre Varroabehandlung führen in eine Sackgasse, denn sie zeigen starke Nebenwirkungen und schwächen langfristig das Immunsystem der Bienen. So kommt es z. B. bei der Behandlung mit Ameisensäure zu Nebenwirkungen wie den biologischem Zelltod an der Bienenbrut oder zum Absterben einer ganzen Generation an unverdeckelter Bienenbrut. 

 

tl_files/bienenschutzgarten/userdata/ZEIDLEREI/Varroa destructor.jpgWährend in den Anfangsjahren die Bienenvölker einer großen Zahl von Varroen standhielten, brechen sie heute bereits bei geringem Befall zusammen. Die Parasiten hingegen werden durch ihre natürliche Selektion immer widerstandsfähiger und haben inzwischen vielfache Resistenzen gegen die angewandten Medikamente entwickelt. Ein natürliches Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasit kann sich nicht einstellen. Verschiedene Studien (Fries, 2005; Seeley, 2006; Büchler, 2009) belegen, dass sich die westliche Honigbiene grundsätzlich an den Parasiten anpassen und mit ihm in einem Gleichgewicht leben kann. Jede Varroabehandlung verhindert jedoch den Druck auf die Biene, sich wehren und anpassen zu müssen (Büchler et al., 2009).

Auch die Massenaufstellung von Bienenstöcken, wie sie in der Ertragsimkerei gängig ist, fördert die schnelle Verbreitung von Parasiten und Bienenkrankheiten und die ständige Reinvasion der Varroamilben durch zusammenbrechende Völker.

Ohne die Möglichkeit einer natürlichen Anpassung bleibt unsere heimische Honigbiene ein auf Honigertrag getrimmtes Nutztier, das sich immer weiter von seiner ursprünglichen Gesundheit und Vitalität entfernt.

Heute ist ihr Überleben in vielen Ländern und Regionen ernstzunehmend gefährdet. Nur die Rückkehr zu einer natürlichen Selektion kann langfristig zu einer Lösung des Problems führen. Bei der Zeidlerei kann schrittweise auf eine natürliche Selektion hingearbeitet werden. Es entfallen die Königinnenzucht mit ihrer künstlichen Besamung und der Aufbau von Kunstschwärmen. Der Schwarmtrieb wird nicht unterdrückt und das Schwärmen darf frei statt finden. Jedes Schwärmen ist auch ein wichtiger Reinigungsprozess und eine natürliche Varroadezimierung durch das Volk selbst. Da bei Zeidlerhöhlen keine Schwarmverhinderung (z. B. regelmäßig einmal pro Woche Weiselzellen ausbrechen, Flügelbeschneidung der Königin) betrieben wird, schwärmen die Völker jedes Jahr regelmäßig zwischen Mai und Juli und reinigen sich dabei selbst. 

Die Bienenvölker in den Zeidlerhöhlen können von Imker*innen professionell betreut werden, wie dies bereits seit vielen Jahren in Polen geschieht. Varroa Kontrolle und Behandlung, Brutinspektion und Notfütterung sind probemlos möglich.